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Amazon Fire TV im Test

Erst E-Reader, dann Tablets, dann Smartphones und nun die Box für den Fernseher: Mit Amazon Fire TV möchte der Konzern ganze Entertainment-Welten ins heimische Wohnzimmer holen. In den USA ist die kleine Box schon länger auf dem Markt, in Deutschland wurde sie im September 2014 auf der IFA vorgestellt. Was kann Amazon Fire TV und wie einfach lässt sich die Box anwenden? Ein Test.

Amazon Fire TV

Das bietet Amazon Fire TV

Der Erfolg war überwältigend: Am 25. September 2014 kam Amazon Fire TV in Deutschland auf den Markt, bald war die Box schon bis Januar 2015 ausverkauft. Wer nicht vorbestellt hatte, musste Wochen oder gar Monate warten. Worum ging es bei dem ganzen Hype? Amazon Fire TV ist eine kleine Box, die mit dem TV verbunden zum Beispiel das Streaming von Filmen und weiteren Online-Inhalten – etwa über Amazon Instant Video – erlauben soll und darüber hinaus auch den Zugriff auf Online-Spiele erlaubt. Ähnliches gibt es beispielsweise schon von Apple, mit Apple TV. Die Amazon Fire TV Box möchte aber nicht nur als Abspielgerät dienen, sondern noch mehr Unterhaltung bieten. Dafür hat sie Folgendes mit im Gepäck:

  • Qualcomm Snapdragon 8064 Quadcore Prozessor
  • Qualcomm Adreno 320 GPU
  • 2 GB RAM Arbeitsspeicher
  • 8 GB interner Speicher
  • Sound: Dolby Digital Plus, 5.1 Surround Sound, 2ch Stereo, HDMI
  • Bluetooth-Fernbedienung
  • Maße: 115 m x 115 mm x 17,5 mm
  • Gewicht: 281 Gramm

Über ein HDMI-Kabel wird die Box mit dem Fernseher verbunden, mit dem Internet verbindet sie sich einfach wie Netzwerkkabel oder über WLAN. Die Amazon Fire TV beherrscht Dualband-WLAN mit zwei Antennen und unterstützt 802.11a/b/g/n, jedoch noch nicht den neuen ac-Standard.

Der erste Eindruck

Auf den ersten Blick sieht die schmale, schwarze Box relativ unscheinbar aus. Durchaus ein Vorteil, verschmilzt sie doch optisch fast mit der restlichen Unterhaltungselektronik unter und neben dem Fernseher. Dazu gibt es das Netzteil, die Fernbedienung inklusive Batterien und eine Kurzanleitung. Ein HDMI-Kabel sollte man besser vorrätig haben oder muss es sich noch im Elektromarkt besorgen.

Blitzschnell angeschlossen und installiert

Angeschlossen ist Amazon Fire TV in Windeseile: Netzteil mit der Box verbunden und in die Steckdose gesteckt, die Fernbedienung startklar machen und das HDMI-Kabel in Fernseher und Box einstecken. Jetzt nur noch beide Geräte anschalten – schon erscheint der Amazon Fire TV Assistent und führt Nutzer durch die Installation. Zuerst muss die Fernbedienung mit der Box bekannt gemacht werden: Dazu reicht es, den Home-Button kurz zu drücken. Anschließend muss der WLAN-Schlüssel eingegeben werden – den also besser mal heraussuchen. Wer die Box über LAN mit dem Netzwerk verbindet, kann auf diesen Schritt verzichten.

Amazon Fire TV ist schon auf das Amazon-Konto des jeweiligen Kunden eingestellt, ähnlich wie ein Kindle. Müssen noch Updates heruntergeladen werden, erfolgt das im nächsten Schritt. Darauf startet ein einfach verständliches Erklärvideo, das auch weniger technisch versierten Menschen den Umgang mit der Box leicht macht. Alle Funktionen werden anschaulich von einer Comicfigur vorgestellt.

Die Ausgabequalität

Amazon Fire TV Sprachsteuerung

© Amazon

Übersichtlich und aufgeräumt – so erscheint die Ansicht von Amazon Fire TV. Sich zurechtzufinden, ist hier wirklich nicht schwer. Auf der linken Seite gibt es das Auswahlmenü, rechts und mittig gibt es Teaser-Fotos beliebter oder eigener Inhalte. Die Fernbedienung überzeugt ebenfalls: Da sie über Bluetooth funktioniert, ist nicht einmal „Sichtkontakt“ zum Fernseher nötig, wie das bei Infrarotfernbedienungen der Fall ist. Ein Extra-Feature gibt es oben drauf: Die Bedienung per Spracheingabe. Auf der Fernbedienung ist ein Mikrofon-Knopf, wer ihn drückt, kann der Box einfach erzählen, was er sehen möchte. Das funktioniert sogar überraschend fehlerfrei. Ein Nachteil: Die Fernbedienung hat keinen Lautstärkeregler. Die Fernbedienung des TV-Geräts muss also zusätzlich zur Hand sein. Wer ein Amazon Fire HDX besitzt, steuert die Box auch damit – oder sendet Fotos und Filme vom Tablet an die Box und damit auf den großen Bildschirm.

Ausgerechnet bei der Ausgabe von Filmen und Serien schwächelt Amazon Fire TV ein wenig. Die Ausgabe in Full HD ist nicht möglich, Nutzer können zwischen 720p und 1080p wählen. Für den Ausgang stehen nur 50 oder 60 Hz zur Auswahl. Und genau da hapert es: Filme und Serien, die mit 25 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden (wie in Deutschland üblich), ruckeln; auch einige US-amerikanische Serien laufen nicht fehlerfrei. Wer eigene Fotos und Videos ansehen möchte, muss diese zuvor in der Amazon Cloud ablegen. Ohne diesen Umweg funktioniert es nicht.

Für wen lohnt sich Amazon Fire TV?

Für wen lohnt sich Amazon Fire TV nun? Den meisten Spaß werden wahrscheinlich Anwender haben, die ein Amazon Prime Konto besitzen und kostenlos auf Amazon Instant Video zugreifen können. Wer eigene Aufnahmen in der Amazon Cloud speichert, kann darauf ebenfalls über Amazon Fire TV zugreifen. Ist man also komplett an Amazon gebunden? Zum Teil. Amazon Fire TV erlaubt auch den Zugriff auf diverse Apps und andere Streaming-Dienste. Netflix steht etwa zur Verfügung, Musik-Streaming-Dienste können Nutzer ebenfalls auswählen. Gamer dürfte die große Auswahl an Spielen und Spiele-Apps begeistern. Einen zusätzlichen Controller gibt es ebenfalls zu kaufen, für derzeit 39,99 Euro.

Achtung: Trotz Amazon Prime Abo sind nicht alle angebotenen Inhalte kostenfrei. Um die tatsächlichen Kosten zu erfahren, muss man sie erst anklicken.

Fazit

Ja, Amazon steht immer wieder mal in der Kritik. Und auch mit Amazon Fire TV binden sich Anwender vergleichsweise stark an den Konzern und seine Dienste, speichert und analysiert gesehene Inhalte und stimmt Empfehlungen darauf ab. Der nötige Umweg über die Amazon Cloud ist sogar ein wenig ärgerlich. Amazon zeigt aber auch, dass seine Entwickler ihr Handwerk verstehen: Die Box ist beeindruckend leicht anzuschließen, überzeugt durch Schritt-für-Schritt Erklärungen und setzt so gut wie kein technisches Vorwissen voraus. Das macht Amazon Fire TV absolut massentauglich. Nicht einmal ein Smart TV ist nötig, alle Inhalte laufen über die Box. Lediglich bei der Ausgabe könnte Amazon nachbessern. 99 Euro kostet das schwarze Kästchen zurzeit. Ein Amazon Prime Abo ist für 49,95 Euro im Monat zu haben.